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Schwedens Carl XVI.Gustaf wird 60

Vom Playboy-Prinzen zum populären Monarchen

 

Am Sonntag wird Schwedens König Carl Gustaf 60 Jahre alt. Rufe nach Einführung der Republik sind längst verstummt. Der Monarch wird nicht länger belächelt seit er nach der Tsunami-Katastrophe genau die richtigen Worte fand und dabei seine Kompetenzen überschritt.

 

mat. Stockholm, 28.April

 

- Dass ich jetzt 60 werde, hab’ ich mir nicht selber ausgesucht. Das Schöne daran ist aber, dass man einen Anlass hat, viele Freunde und Bekannte einzuladen und zu treffen. Beim Journalistengespräch fünf Tage vor dem Jubeltag ist der schwedische König aufgekratzt und lässig. Das war nicht immer so. Mit 27 Jahren folgte er 1973 seinem verstorbenen Grossvater Gustaf VI Adolf auf dem schwedischen Thron nach. Ein nach aussen unsicher wirkender junger Mann mit dem Ruf eines Jet Set-Playboys, der sich mehr für schnelle Autos und schöne Frauen interessierte als um die gesellschaftliche Entwicklung, deren Zeiger damals, kurz nach der Studentenrevolte, deutlich in Richtung Republik wies. Schon zwei Jahre davor hatten sich die politischen Kräfte im Lande auf die völlige Entmachtung des Monarchen geeinigt. Seither ist das schwedische Staatsoberhaupt die einzige Person im Land, die sich nicht politisch äussern darf. Wohl den Ernst der Lage erfassend, gelang Carl Gustaf mit der Eheschliessung mit Sylvia 1976 ein propagandistisches Bravourstück, das seither permanent und ganz ohne Skandale die Regenbogenpresse bedient. Das Königspaar hat sich, zusammen mit ihren drei inzwischen erwachsenen, gutaussehenden Kindern, im Ausland zu einem in allen Wetterlagen funktionierenden Werbeträger für Schweden entwickelt.

 

Mangel an Zivilcourage kritisiert

Die klare Mehrheit der Schweden kann heute der Forderung nach Abschaffung der Monarchie nichts mehr abgewinnen. Der König ist populär wie nie zuvor. Die sozialdemokratische Regierungspartei hat seit Jahrzehnten die Einführung der Republik im Programm stehen ohne je auch nur ansatzweise auf die Erfüllung zu drängen. Im Gegenteil forderte unlängst die Vorzeige-Immigrantin der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion, Nalin Pegkul, ihre Genossen auf, die Republikforderung aus dem Parteiprogramm zu streichen. Erstens nehme den Paragraphen ohnehin keiner mehr ernst, und zweitens mache der König seine Sache doch ziemlich gut. Die endgültige Trendwende zu seinen Gunsten setzte Carl Gustaf im vorigen Jahr mit einer geglückten Rede, die er nach der Tsunami-Katastrophe an die vielen betroffenen Landsleute richtete. Sehr persönlich illustrierte er sein Mitgefühl mit eigenen Kindheitserfahrungen. War er doch selbst vaterlos aufgewachsen. Sein Vater, Erbprinz Gustaf Adolf, war bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, als Carl Gustaf grade neun Monate alt war. Damit nicht genug, kritisierte der König die ohnehin längst offenkundige, desaströse Katastrophenbereitschaft seines Landes und den Mangel an Zivilcourage bei den Entscheidungsträgern.  Er hatte damit zwar die ihm grundgesetzlich auferlegte politische Enthaltsamkeit verlassen. Aber kaum einer kritisierte das. Denn Carl Gustaf, der unter Legasthenie leidet und deshalb früher oft das Ziel von Witzen war, hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

 

Landesvater? – zumindest für die Jugend

– Ich denke, dass ich da eine Auffassung mit vielen Menschen teilte, und es ist mir offenbar gelungen, ein Gefühl auszudrücken, das viele Schweden hatten. Gefragt, ob er nun gar dabei sei in eine Art Landesvaterrolle hineinzuwachsen, gibt der König sich bescheiden. Eventuell könne er für junge Schweden eine solche Bedeutung haben. Aber nur, weil die ja nie einen anderen König kannten. Wäre er nicht als Prinz zur Welt gekommen, dann könne er sich am ehesten um einen Beruf in Landwirtschaft oder Umweltforschung vorstellen. Natur, Umweltschutz und Landschaftspflege liegen ihm am Herzen. In der konstitutionellen Monarchie sieht der König keinen Widerspruch. Demokratie und Monarchie stärkten einander und stünden in enger Kooperation. Die moderne Monarchie sei eine stabile und unpolitische Institution, die durch alle politischen Richtungswechsel hin bestehe.

 

Zum Geburtstag wünscht Carl Gustaf sich vor allem schönes Wetter. Drei Tage lang wird der König gefeiert. Empfänge, Dinners und Festkonzerte. Falls sich sein Geburtstagswunsch erfüllt, dann wird wohl die Pferdekutschen-Kortege vom Stockholmer Schloss durch die Innenstadt zum Rathaus der Höhepunkt sein. Wenn Tausende Schweden die Boulevards säumen um ihrem Monarchen das, in Schweden übliche, vierfache Hurrah zuzurufen.