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Kurseinbruch nach Gewinnwarnung bei Ericsson

 

mat. Stockholm, 16.Oktober

Nach einer Gewinnwarnung ist der Aktienkurs des Telekomausrüsters Ericsson am Dienstag zeitweise um bis zu 29% eingebrochen. Der Konzern legte gut eine Woche vor dem offiziellen 3. Quartalsbericht (am 25.Oktober) vorläufige Ziffern vor, die eine weitaus schlechtere Geschäftsentwicklung als erwartet ausweisen. Demnach verringert sich der Gewinn vor Steuern im 3.Quartal auf 5,6 (i.V. 8,9) Mrd.sKr. Die durchschnittlichen Analytikererwartungen hatten bei 9,1 Mrd.sKr. gelegen. Bei der Betriebsmarge hatten die Marktbeobachter lediglich eine leichte Verschlechterung um ein paar Zehntel Prozent prognostiziert. Bei einem auf 43,5 (41,3) Mrd.sKr. gestiegenen Umsatz sank aber der Reingewinn auf 4 (6,2) Mrd.sKr. Die Betriebsmarge sank damit drastisch auf 12,9 (21,2)%. Gegenüber dem 2.Quartal hat sich die Marge gar um 8,3% verschlechtert.

 

Margenschwache Produkte in Überzahl

 

Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg schob an einer Pressekonferenz die Schuld an der unerwartet deutlichen Gewinnschmälerung auf einen ungünstigen Produktmix mit einem geringeren Absatz von Produkten mit höheren Margen. De facto ist der Verkauf neuer Mobilsysteme, auf dem im 3.Quartal bei Ericsson der Verkaufsschwerpunkt lag, weniger rentabel als der Absatz von Upgrade-Software und der Ausbau von bereits existierenden Mobilnetzen. Software-Produkte können zu relativ geringen Herstellkosten vervielfältigt werden, wodurch der dabei erzielbare Gewinn hoch ist. Der Absatz dieser Produkte hat sich aber laut der Geschäftsführung im 3.Quartal bedeutend verringert. Branchenkenner meinen, dass  es sich dabei im besten Fall lediglich um zeitmässige Verschiebungen in der Nachfrage handeln könnte. Sollte der verlangsamte Ausbau- und Upgrade-Takt bei bestehenden Netzen aber darauf hindeuten, dass die Mobilnetzprovider einen langsameren Zuwachs im Telefonverkehr registriert haben, dann wäre das allerdings ein ernstes Signal für die gesamte Branche.

 

Der Absatz neuer Systeme dagegen, vor allem auf den asiatischen Märkten, erfolgt in heftigem Wettbewerb. Nachdem gemäss Branchenexperten die Fusionen Nokia/Siemens und Alcatel/Lucent nur langsam vorwärtsschreiten, treten diese Akteure aggressiver denn je auf, was zu einem harten Preisdruck geführt hat, der auf die Margen drückt. Zu alledem hat sich auch der schwächere Dollarkurs zu den Negativposten gesellt.

 

Mehr Gewinn via weniger Wachstum

 

Die Ambition, weiter Marktanteile zu erobern, hat Ericsson für 2008 aufgegeben. Die Marktlage werde sich nicht entscheidend verändern, kommentierte die Unternehmensleitung. Der Verkauf neuer Mobilnetze werde weiterhin einem starken Konkurrenz- und Preisdruck unterliegen, und die rentableren Update- und Ausbauaktivitäten bestehender Netze würden weiterhin stagnieren. Die Firma rechnet für das 4.Quartal 2007 mit einem Umsatz von zwischen 53 und 60 Mrd.sKr. Dies läge zwischen Nullwachstum und einem Plus von 12%.